Dienstag, 19. Februar 2013

Bericht aus der Emstettener Zeitung

Am Freitag, dem 16. November 2012 erschien in der "Emstettener Zeitung" dieser Bericht:


Ex-Flippers-Sänger im Interview

Olaf: "Ein bisschen Erfolg wäre nicht schlecht“


DORTMUND
40 Jahre lang begeisterten die Flippers ihr Publikum. 
Im letzten Jahr war Schluss.
Sänger Olaf Malolepski macht als "Olaf" allein weiter.
 Am 18. November tritt er in der Dortmunder Westfalenhalle auf. 
Wir haben mit ihm gesprochen.

Sie sind 66 Jahre alt, Ihre ehemaligen Flippers-Kollegen bevorzugen die Rente. Warum machen Sie weiter? 
Bernd und Manfred wollten nach 44 Jahren einfach aufhören, Musik zu machen, mehr Privatleben genießen und sich um die Enkel kümmern. Ich habe schon während der Abschiedstour gesagt, Musik ist mein Leben. Als meine Frau dann auch noch ihr Okay gab: Du sagst, wo es hingeht, ich packe die Koffer – war alles klar.

War das Flippers-Ende ein Schock?
Nein, das hat sich angekündigt, schon fünf Jahre vorher war das immer wieder mal bei uns intern ein Thema. Dann habe ich irgendwann gesagt: Leute, wir müssen uns entscheiden. Und dann haben wir uns entschieden. Auf halber Flamme kann ich nicht.

Wie arrangiert man sich über so viele Jahre zu dritt? Ist doch eine unglückliche Konstellation.
Wir hatten natürlich auch unsere Meinungsverschiedenheiten, aber im Sinne der Sache. Und wir haben immer das Gleiche verdient. Wir sind eine GbR, da muss alles einstimmig laufen, und das ist auch richtig so.

Waren Sie Freunde?
Na klar. Aber außerhalb der Bühne haben wir uns weniger gesehen, 180 Termine im Jahr am Anfang, später noch 80, weil wir nicht mehr so viel machen wollten, da sieht man sich genügend. Aber es gibt so viele Feste bei uns in der Region, wir sind ja fröhlich im Greichgau, da treffen wir uns immer noch oft.

Was wäre passiert, wenn die Leute Olaf Malolepski allein nicht gewollt hätten?
Da habe ich gar nicht dran gedacht. Ich wollte einfach Musik machen. Ich habe natürlich gesagt, ein bisschen Erfolg wäre nicht schlecht. Andererseits muss ich keinem mehr was beweisen, mich eingeschlossen.

Sie sind heute um 5.30 Uhr aufgestanden und sehen trotz der frühen Uhrzeit und 44 Jahren Tourleben ziemlich fit aus. Nicht jeder kann mit Erfolg umgehen. Alkoholprobleme sind nicht selten in ihrem Business.
Das muss jeder mit sich selber ausmachen. Ich trinke auch mal ein Glas, so ist es nicht. Oder auch zwei. Ich bin bekennender Weintrinker. Aber alles hat seine Zeit und Maße. Man muss sich Erholungsphasen gönnen, und seinem Körper auch. Ich treibe daher auch noch gern Sport, laufe jeden Tag mit dem neuen Morgen. Auch bei Süßigkeiten kann ich mich zurückhalten. Meine Frau passt natürlich auch auf und sagt zum Beispiel: Olaf, die Hose spannt. Wir haben gerade sogar eine Schrotkur gemacht. Und das mir, der morgens sein Salamibrot braucht.

Olaf Malolepski macht erfolgreich Musik und zieht auch eine Schrotkur durch. Außerdem sind Sie ein sehr guter Tennisspieler. Sind Sie in allem so konsequent?
Ich denke schon. Wenn ich was anfange, versuche ich, es zu Ende zu denken und weiter an Träume und Ziele zu glauben. Auch in der Ehe zählt, dass man an seinem Glück arbeitet. Ich bin 41 Jahre lang verheiratet. Man muss tolerant sein, zuhören können. Das gilt auch für die Musik. Wir bekamen als Flippers um die 200 und 300 Demos im Jahr geschickt. 40 blieben übrig. Ich lade für die engere Auswahl heute noch Fans zu Wein, Käse und Speck auf meine Terrasse ein. Dann hören wir gemeinsam die Lieder an. Was die Fans auswählen, kommt aufs Album. Auch wenn ich manchmal anderer Meinung bin.

Stammt diese Konsequenz aus dem Elternhaus?
Meine Mutter hatte ein kleines Frisörgeschäft in Magdeburg. Wir haben dann 1958 um Notaufnahme in der Bundesrepublik gebeten. In Karlsruhe hat meine Mutter dann wieder ein Frisörgeschäft aufgemacht. Ohne einen Pfennig Unterstützung.
Ich sehe noch Quittungen, die sie fünfmarkweise abbezahlt hat, auf dem Wohnzimmerschrank liegen. Das hat mich sicher geprägt. Wenn ich heute Gitarre spiele, muss das sitzen. Ich kann gar nicht anders. Zu Beginn habe ich mir sogar vom Zahnarzt Gebissmasse an die Finger machen lassen, weil die Nägel brüchig waren.

Aber Sie üben doch nicht mehr jeden Tag.
Aber klar. Zwei bis drei Stunden täglich locker. Die Schnelligkeit lässt sonst nach.
 
Es gab ja mal eine Durststrecke bei den Flippers.
Von 1973 bis 1986 genau. Wir waren ja eine Tanzband, die alles nachgespielt hat, von den Stones bis zu den Beatles. Ich habe englisch, französisch, italienisch gesungen. Die Gastarbeiter sind manchmal gekommen und haben gesagt, kannst Du das und das nachsingen? Dann haben die den Text rausgeschrieben und ich hab´s gesungen. Auch wenn ich nicht immer alles verstanden habe.

Zurück zur Durststrecke ...
... ja, also, als alles ruhiger wurde, habe ich eben mehr Tennis gespielt. Damit hatte ich erst 1971 angefangen. In einem Alter, in dem andere aufhören. Drei Jahre später habe ich schon Oberliga gespielt, also dritte Bundesliga. Und als es dann mit der Musik schwieriger wurde, habe ich den staatlichen Tennislehrer gemacht und Trainerstunden gegeben. Die anderen Jungs haben Computer gebaut oder Fenster hergestellt. Und dann kam ...

... die rote Sonne von Barbados.
Genau. Die kam sozusagen dazwischen. Tja, und das war dann der Beginn einer Erfolgsgeschichte, wie sie ziemlich einmalig ist. Wir haben 60 Mal Gold und Platin geschafft und 18 LP-Top Ten-Platzierungen.

Erinnern Sie sich an den ersten großen Auftritt?
Klar, bei den Pforzheimer Nachwuchskünstlern mit „Auf meiner Ranch bin ich König.“ Da versagte mir die Stimme und das Banjo ging kaputt. Unten saßen 500 Leute. Ich kam mir so klein vor.

Wieviel Flippers ist in Olaf?
Musikalisch 100 Prozent.

Aber da fehlen jetzt zwei auf der Bühne ...
Ja, aber es wird funktionieren. Ich habe halt ein anderes Bild auf der Bühne. Meine Tochter ist im Übrigen als Gastkünstlerin dabei, ich bin nicht so ganz alleine. Wenn wir daheim zusammen singen, versingt sich im Regelfall der Olaf. Wir haben unsere Kinder nicht mit Druck erzogen, sondern versucht, Ihnen Fleiß vorzuleben.

Sie brauchen auch junge Fans. Roman Weidenfeller vom BVB soll einer sein.
Ich denke, er mag unsere Lieder ganz gern. Es kommen immer wieder neue Fans dazu. Da saßen mal in der zweiten Reihe Jugendliche von der Landjugend Münsterland, die hatten Flippers-T-Shirts an und haben jeden Song mitgesungen. Ich dachte erst, die wollen uns auf die Rolle nehmen. Von wegen, die waren wirklich Fans. Als ich mal eine Charity-Aktion beim Karlsruher SC mitgemacht habe, fragte eine Fernsehredakteurin, ob wir nur alte Fans haben. Da kam der Spieler Mike Franz und sage: Nix da, ich bin auch einer.

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