Sonntag, 6. Januar 2013

Zeitungsbericht aus der "Frankfurter Rundschau"

Am Donnerstag, dem 8. November 2012 erschien in der "Frankfurter Rundschau" folgender Bericht.

Olaf Malolepski "Für mich ist alles Schlager"



Olaf Malolepski spricht im Interview über die Vorzüge des Nordic Walking, seine ehemalige Gruppe Die Flippers sowie sein Soloalbum „Wenn der Anker fällt“.

Olaf Malolepski, der als Künstler auf seinen Nachnamen verzichtet, ist einer der erfolgreichsten Musiker Deutschlands. Mit seiner Gruppe Die Flippers prägte er maßgeblich die Ästhetik des deutschen Schlagers. Ihren ersten Hit hatten Die Flippers 1969 mit „Weine nicht, kleine Eva“; ihre größten Erfolge feierten sie nach ihrem Comeback Mitte der Achtzigerjahre mit Alben wie „Liebe ist …“, „Liebe ist … 2“ oder „Liebe ist … mein erster Gedanke“. 2011 lösten die Flippers sich auf, jetzt geht Olaf mit seinem neuen Album „Wenn der Anker fällt“ erstmals auf Solotournee.

Ex-Flippers-Sänger Olaf Malolepski geht auf Solotournee.

  Herr Olaf, hatten Sie einen anstrengenden Interview-Tag bisher?
"Ein alter Freund von mir pflegt zu sagen: „Wenn das, was Du tust, Dir Spaß macht, brauchst Du nie wieder in Deinem Leben zu arbeiten.“ Und so sehe ich auch meinen Beruf. Er macht mir einfach Spaß. (Die Promoterin kommt herein: „Hier vorne stehen die Getränke, und rufen Sie einfach, bringe auch gerne den achten oder zwölften Kaffee.“) Ja, und schauen Sie ab und an mal nach uns. Ich sag ja immer zu meiner Frau: Wenn ich in den Wald laufen gehe und mich nach einer Stunde nicht melde, soll sie mal durchrufen. Man weiß ja nie. Ich konnte einmal plötzlich infolge einer Knieoperation nicht mehr laufen und war mitten im tiefsten Wald. Ja, und ohne Telefon: Was machst du dann?"

 Auf den nächsten Jogger warten?
"Ich jogge nicht! Ich betreibe Nordic Walking. Als staatlich geprüfter Tennislehrer kann ich Ihnen sagen, dass das wirklich ein toller Sport ist, auch wenn es doof aussieht. Wenn Sie joggen, dann ist das Körpergewicht durch den Aufprall drei bis vier Mal so hoch, beim Nordic Walking sind aber alle Muskeln angespannt, und sie belasten die Gelenke nicht so."

Mit Ihrer Gruppe Die Flippers sind Sie enorm erfolgreich gewesen.
"Ja, wir haben 60 Goldene Schallplatten bekommen, wir waren 18 Mal in den Top 10. Wir hatten natürlich auch unsere Durststrecken, aber seit 1992 haben wir die großen Hallen in Deutschland alle vollgemacht. Unser Abschiedskonzert in der O2World in Berlin war natürlich gigantisch. Mehr geht nicht."

Warum haben sich die Flippers eigentlich aufgelöst?
"Meine Kollegen wollten einfach nicht mehr touren. Aber ich habe schon damals bei den Abschiedskonzerten gesagt: Ich werde weiter Musik machen. Ich bin ja erst 66 Jahre alt. Ich bin ja noch jung."

Ihr neues Albu ist inhaltlich sehr maritim ausgefallen. Kam Ihnen die Idee beim Nordic Walking? Im Wald?
"Harald Schmidt sagte mal bei „Verstehen Sie Spaß“ über die Flippers: „das singende Reisebüro“. Und wissen Sie, gerade jetzt, wo die Winterzeit kommt, da träumen die Menschen von der weiten Welt. Urlaub unter Palmen und so weiter. „Wenn der Anker fällt“ – das Titelstück meines neuen Albums – ist ein Lied, das könnte tatsächlich auch ein Lied über mein Leben sein: jemand, der viel unterwegs ist…"

Musik er: lustiges Vagabundenvolk.
"Richtig, so wie Reinhard Mey einst sang: „Musikanten sind in der Stadt, ich möchte mit ihnen ziehen“ – ein wunderschönes Lied. Aber irgendwann fällt eben der Anker, und dann bleibst du da, wo du dich wohlfühlst. Ich bin mittlerweile seit über 40 Jahren verheiratet."

Ist denn der durchschnittliche Flippers- bzw. Olaf-Fan tendenziell eher Single, oder lebt er glücklich in einer Partnerschaft?
"Früher waren es mehr Singles. Als damals „die kleine Eva“ rauskam, da war ich 23, und unsere Fans waren so 15, 16 Jahre alt. Die sind dann mit uns gealtert, haben irgendwann geheiratet und so weiter. Aber seit zehn Jahren wird das Publikum auch wieder jünger. Da sitzen Cliquen im Durchschnittsalter von vielleicht 25 Jahren im Saal, und man fragt sich: Was ist denn da plötzlich los? Verarschen die uns? Aber wenn man mit den jungen Leuten spricht, sagen die: „Nein, das ist unsere Welt – Die Flippers.“ Und die können wirklich jeden Song auswendig mitsingen. Das geht ab wie im Fußballstadion bei den Konzerten. Diese jungen Leute tanzen Polonaise. Von sich aus. Und auf Mallorca sind wir ohnehin Kult.Wir hätten mit den Flippers noch hundert Jahre Musik machen können …"

Der typische Flippers-Sound der Achtzigerjahre, dem Sie ja auch als Olaf treu geblieben sind, hat den deutschen Schlager damals revolutioniert. Synthesizer-Flächen und elektronische Simmons-Drums, mit denen Sie auch immer demonstrativ auftraten. Wie kamen Sie darauf?
"Wir hatten gerade „Die rote Sonne von Barbados“ als Demo aufgenommen und sind damit nach Hamburg gefahren zu einem Produzenten, der viel mit Simmons-Drums herumexperimentierte. Da hat sich das damals einfach so ergeben, und wir sind dabei geblieben. Der Flippers-typische Trommelwirbel mit diesen Elektrodrums, der wird heute noch von anderen Musikern kopiert. Auch wenn unsere Stimmen natürlich auch immer unverkennbar waren…"

Haben sich Ihre Kinder früher für Sie nicht geschämt? „Oh Gott, mein Vater ist ein Schlagersänger“?
"Nein. Die haben das immer gemocht. Und wissen Sie, für mich ist alles Schlager. Wir haben ja – die wenigsten wissen das – überhaupt nur zwölf Töne. Nehmen Sie zum Beispiel „I Just Called to Say I Love You“ von Stevie Wonder (singt). Oder „Je t’aime, heißt ich liebe Dich“. Oder nehmen Sie die Stones: „Angie … Angie“. Das ist alles Musik! Und für mich gibt es in der Musik nur zwei Dinge: Entweder es gefällt mir, oder es gefällt mir nicht. Aber selbst vor Musik, die mir nicht gefällt, habe ich höchsten Respekt. Zum Beispiel Wagner. Selbst im Modern Jazz, da gibt es Sachen, da will ich sofort die Musiker fragen: „Mensch, das musst Du mir zeigen, wie man das spielt“. Aber ich kauf’s mir nicht. Ich bin ein großer Fan von Cliff Richard, aber auch von den Shadows oder Bon Jovi. Paco De Lucia ist ein Held von mir. Aber eben auch Howard Carpendale. Ich bin Schlagerfan, ich bin Rockfan, ich bin alles. Aber alles zu seiner Zeit."

Viele Menschen glauben ja, Schlager singen könne quasi jeder.
"An die schnelle Mark glaube ich nicht. Und die Schlagersänger, die über Jahre erfolgreich sind – denken Sie nur an Howard Carpendale oder Roland Kaiser –, das sind auch fantastische Sänger mit fantastischen Songs. Ich habe meine Schlager nicht umsonst mit denen von Stevie Wonder verglichen. Sie sind mein Leben."

Das Gespräch führte Maurice Summen.

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